Statt süßer Liebesbriefe schreibt Takeko Nakano, kaum dem Teenageralter entwachsen, Todesgedichte. Sie macht sich im Japan des 19. Jahrhunderts als weibliche Samurai, als Onna-Bugeisha, einen Namen. Natürlich kann ihre Geschichte nur tragisch enden, wie immer wenn der Krieg mit von der Partie ist.
Während des Boshin-Krieges führt Takeko Nakano ein 18-köpfiges Korps weiblicher Samurai gegen die mit Feuerwaffen ausgestatteten Truppen des Kaisers. Sie kämpft mit einer Naginata, so bezeichnen Samurai eine Schwertlanze, deren Klinge bis zu einem Meter betragen kann. Diese traditionelle Waffe wird wegen ihrer Reichweite bevorzugt von Kriegerinnen geführt, die im 19. Jahrhundert aus allen sozialen Schichten stammen. Rund ein Drittel der Skelette, die heute auf ehemaligen japanischen Schlachtfeldern ausgegraben werden, sind weiblich, ihre Existenz wird in der Forschung erst seit Kurzem berücksichtigt. Ebenso wie ihre männlichen Kollegen kämpfen, siegen oder sterben die weiblichen Samurai verwickelt in die mehr oder weniger überflüssigen Konflikte der Hierarchien ihrer Zeit.
Takeko Nakano lebt zwischen 1847 und 1868 als Tochter eines wohlhabenden Aizu-Funktionärs. Mit sechs Jahren beginnt sie ihre Ausbildung an einer Eliteschule in Edo (heute Tokio). Ihr Lehrer Akaoka Daisuke unterrichtet sie sowohl in Kampfkunst, als auch in Literatur und Mathematik. Sie muss täglich 1.000 Schwerthiebe parieren und studiert in ihrer Freizeit die Geschichte der Samurai. Angeblich inspiriert sie dabei eine andere Onna Bugeisha besonders: Tomoe Gozen, die seit dem 12. Jahrhundert als besonders schön und mutig gefeiert wird. Mit 16 wird Takeko schließlich Meisterin der Kampfkunst und unterrichtet von diesem Zeitpunkt an selbst.
1968 schreibt Takeko Nakano im Angesicht der bevorstehenden Niederlage ihr persönliches Todesgedicht auf ein Papier, das sie an die Naginata bindet, wie es bei den Samurai Sitte ist. Falls sie fällt, soll etwas Schönes von ihr zurückbleiben. Danach führt die 21-Jährige eine Attacke gegen die Belagerer von Wakamatsu, als eine Gewehrkugel ihre Brust trifft. Mit dem Wissen, dass sie sterben wird, befiehlt die Onna Bugeisha angeblich ihrer 16-jährigen Schwester Yuko, dass sie den Kopf der Älteren abschneide, um ihn vor dem Feind zu retten. Yuko gehorcht laut Überlieferung und bestattet Takekos Kopf unter einem Baum bei Verwandten.
Der Boshin-Krieg: Das Ende der Samurai
Der Boshin Krieg wird 1868 bis 1869 zwischen dem Tokugawa-Shogunat und den kaiserlichen Truppen ausgefochten. Tennō (Kaiser) Meiji will das Shogunat abschaffen, weswegen der Shogun Tokugawa Yoshinobu seine Truppen in Richtung Kyoto, dem Sitz des Kaisers, marschieren lässt. Nach einer verheerenden Niederlage für Yoshinobu in der Schlacht von Toba-Fushimi, ziehen die kaiserlichen Truppen gegen Verbündete der Tokugawa zu Felde, zu denen auch die Aizu gehören.
Am 23. August 1868 erreichen die kaiserlichen Truppen schließlich die Burg von Aizu-Wakamatsu, die auch Takeko Nakano verteidigt. Um den Feinden nicht lebend in die Hände zu fallen, begehen etwa 200 Familien der Stadt Suizid. Am 14. September nehmen die kaiserlichen Truppen die Burg mit rund 1.000 Anhängern des Shogunats ein. Der Boshin-Krieg ist beendet.
Mit dem Sieg des Kaisers wird auch die Meiji-Restauration durchgeführt. Sie bedeutet die Umgestaltung der japanischen Gesellschaft und den Aufbau eines neuen politischen Systems nach westlichem Vorbild. Sie markiert damit das Ende einer Ära für die Samurai.
Über Takeko Nakano gibt es auch eine interessante ZDF–Doku.
Es gibt zwar keine Bilder von Takeko Nakano, aber so wie auf meinem Bild könnte sie ausgehen haben.
takeko nakano by ninscha törtl/ninschart/acryl auf leinwand/80cmx140cm